Singen der Generationen

Im Hähnleiner Gesangverein Sängerlust 1893 passiert zur Zeit einiges. Während der Pandemie büßte der alteingesessene Verein beide seiner Chöre ein. Aber mit viel Engagement, Zusammenhalt und einigen Kompromissen kommt der Verein nun langsam wieder auf die Beine.

Dafür haben sich unter anderem die älteren und jüngeren Sänger:innen des Vereins zusammengeschlossen.

Und das funktioniert sehr gut, wie die Zuständige für Öffentlichkeitsarbeit, Marina Kratz, erzählt. „Es ist wunderschön zu sehen, dass Alt und Jung entgegen vieler Meinungen gut zusammen singen können und dabei viel Spaß haben“.

Kurz vor Beginn der Coronapandemie habe die Situation im Verein im Gegensatz zu manch anderen Chören noch gut ausgesehen, erinnert sich Kratz. „Wir hatten unsere jährlichen Veranstaltungen, waren überall präsent und haben damals gerade einen neuen Chorleiter gesucht. Die letzte reguläre Probe hatten wir am 9.März 2020“ Zu dieser Zeit habe es zwei Chöre im Verein gegeben, den Traditionschor mit den älteren zwischen 70 Jahren und 80 plus und den modernen Chor 2000 – aufgrund fehlender Männerstimmen ein „unfreiwilliger Frauenchor“. Dieser bestand laut Kratz aus Mitgliedern im Alter von Ende 30 aufwärts. Eine neue Chorleiterin habe man noch 2020 gefunden und die Proben seien, wann immer es aufgrund der Lage möglich war, weitergeführt worden- teilweise im Freien, teilweise online sowie, mit entsprechendem Hygienekonzept, ab und zu vor Ort.

Im Oktober 2021 habe die Chorleiterin den Verein aber schon wieder verlassen und mittlerweile gibt es auch beide Chöre nicht mehr, wie Marina Kratz berichtet. „Aufgelöst haben sie sich aufgrund von Austritten, aber auch, weil Senioren verstorben sind. So mussten wir etwas völlig Neues aufziehen.“

Nachdem klar war, dass die verbliebenen Mitglieder der Sängerlust 1893 weder im Tradtionschor noch im Chor 2000 alleine weitermachen konnten, schloss man sich zusammen. Dabei habe ein jeder Zugeständnisse machen müssen, denn „wenn die älteren Sänger nur Volkslieder singen wollen und die jüngeren nur moderne Songs, dann klappt es nicht“,, so Marina Kratz.

Ein neues Konzept musste gefunden werden. Und siehe da, schon bald habe sich gezeigt, dass das neue Konzept „ein Chor bestehend aus Mitgliedern jeden Alters“ bestens funktionierte.

Also begab man sich auf die Suche nach einem Chorleiter oder einer Chorleiterin und wurde auch gleich fündig. In den letzten Wochen gab es Proben mit den Bewerber:innen und mittlerweile hat man sich auch für jemanden entschieden.

Um weitere Mitglieder zu generieren hatte der Gesangverein Ende Oktober zur Singmitwerkstatt in die Hähnleiner Grundschule eingeladen. Das Motto lautete „Gute Stücke verbinden Generationen!“ Die Leitung hatte der erfahrende Chorleiter Jochen Stankewitz. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst/Frankfurt a.M. für Lehramt mit dem Hauptfach Bratsche und Wahlfach Orchesterleitung. 1993 schloss er erfolgreich ein Studium als Instrumentalpädagoge an der Wiesbadener Musikakademie mit dem Hauptfach Klavier ab. Er leitet seit über 25 Jahren erfolgreich mehrere Chöre im mittelhessischen Raum (1. Preise beim Hessischen Chorfestival, 2. Preis beim Internationalen Harmoniefestival Lindenholzhausen 2005). Seit 2005 ist er Mitglied im Bundesmusikausschuss des Hessischen Sängerbundes. Er engagiert sich außerdem als Bundeschorleiter der Hessischen Chorjugend.

Gesungen wurde eine Mischung aus verschiedenen Genres, unter anderem „Can you fell the love tonight“ aus König der Löwen, das Volkslied „Die Gedanken sind frei“, aber auch ein eingängiges Volkslied aus Afrika. Der Workshop kam sehr gut an und es gibt nun fünf neue Sänger:innen, die regelmäßig kommen wollen.

Foto: Eva M. Wicht

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